Da war es, als würde plötzlich eine Ader am Horizont platzen,
die Sonne stieg aus dem Moskenes-Strom empor,
und dessen blutiger Stoff schoß über den Vestfjord
und erfüllte alle großen und kleinen Buchten am Land.
Goldene Berge erwuchsen aus dem Meer.

Terje Stigen, 1956

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Verein zur
 Förderung der historischen Emsschifffahrt e.V.

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Pressespiegel

Hier finden Sie diverses Presseecho - gegliedert nach den verschiedenen Aktionen des Emssaga e.V.

 

Stadtmagazin „mittendrin“, Nr. 4, August 2006: Im Fluss der Zeit / Emssaga V auf den Spuren der Römer

Im Fluss der Zeit - für die Ewigkeit unterwegs

Der Verein zur Förderung der historischen Emsschifffahrt will mit der Emssaga V auf den Spuren der alten Römer wandeln. Mit der Emssaga IV erlebte die Crew jüngst auf der Weser märchenhafte Momente.

Mit einem selbst gebauten Floß auf einem Fluss durch schöne Landschaften gleiten. Klingt entspannend. Aber das Weserwasser hat seinen eigenen Trend, weiß Willi Wasmuth. Und der verstärkt sich mit der Höhe des Wasserstandes. Da heißt es auch für die Crew der Emssaga IV: ran an die Ruder und gegensteuern. Mit Muskelkraft dem Fluss und dem 15 Tonnen schweren Floß seinen Willen aufzuzwingen, erfordert Geschick, jede Menge Erfahrung und sagenhafte Ausdauer. Die hatte schon Cato im antiken Rom. Jede Rede, zu welchem Thema auch immer, ließ er mit dem gleichen Satz enden: „Im Übrigen meine ich, Karthago muss zerstört werden.“ Viele Mitglieder der Emssaga-Crew halten es mit Cato: „Im Übrigen sollten wir doch mal eine römische Galeere bauen“, heißt es seit geraumer Zeit bei diversen Mitgliederversammlungen. Die Dinge sind im Fluss. Letzterem, namentlich der Weser, vertrauten sich die visionsstarken Schifffahrer aus Rheine im Juni dieses Jahres an.

Der Name verpflichtet. Im hessischen Gieselwerder sorgte die Emssaga IV für einen sagenhaften Auftritt. Da staunten Willi Wasmuth sowie Schneewittchen und die sieben Zwerge nicht schlecht. Punktgenau steuerte das 18 Meter lange und 4,5 Meter breite Floß den vorgesehenen Ankerplatz an der Gieselwerderer Weserpromenade an. Gieselwerder liegt an der Deutschen Märchenstraße in einer Region, in der dereinst die Gebrüder Grimm mündlich erzählte Märchen sammelten. Kein Wunder, dass der Verkehrsverein in Gieselwerder wichtige Gäste auch von den wichtigsten touristischen Botschaftern ihrer Gemeinde begrüßen lässt. „Das war schon ein toller Empfang“, erzählt Kapitän Carlo Osthues. In benachbarten Oedelsheim dürfen solche Gäste gar dem Gestiefelten Kater die Hand schütteln. Märchenhaft war der Auftritt für Willi Wasmuth auf jeden Fall. Der 85 Jahre alte letzte Weserflößer nahm die Einladung gerne an und fuhr bis Lippoldsberg mit. Auf der Fahrt durch das Weserbergland brauchte die Crew (22 der insgesamt 32 Mitglieder waren mitgefahren) auf keinen Komfort zu verzichten. Willi Wasmuth ließ sich gerne auch im Fluss der Zeit treiben und erinnerte sich an Zeiten, als Floßfahrten weit weniger komfortabel waren. Die pure Not hatte den gelernten Gärtner zum Flößerberuf getrieben: Zurück aus der Kriegsgefangenschaft suchte er 1948 Arbeit. Bei seinem Nachbarn, einem ehemaligen Schiffer, lernte er das Flößen, einige Jahre später machte er sich selbstständig. Rund 30 Einbindeplätze gab es damals an der Oberweser, einer davon lag in Gieselwerder.

„Um fünf, halb sechse sind wir losgefahren. Einer musste hinten steuern, der zweite Mann war für die Küche verantwortlich. Wir sind immerzu zweit gefahren. Als Herd hatten wir einen alten Eimer. Der Boden wurde ausgehauen, an der Seite ein paar Löcher reingeschlagen und dann kam der Pott drauf“, erzählt Wasmuth. Morgens gab es Kaffee, mittags ein warmes Essen und abends gegen zehn wurde über „Faust und Daumen“ gegessen. Alles fand auf dem Floß statt. Geschlafen wurde im Zelt, wir hatten ja kaum Geld: Abends Zelt, Klappe auf und da lag man kaum fünf Minuten und schon war man weg. „Wenn Sie den ganzen Tag auf dem Floß stehen, 14, 16 Stunden, dann sind Sie grocki.“

Rund eine Woche, meist mit vier Lagen Holz, waren die Flößer bis Bremen oder Dortmund unterwegs. Auf den Kanälen wurden sie von Schleppern gezogen, auf der Weser dagegen konnte es ungemütlich werden. Der letzte Weserflößer erinnert sich: „Die hat es in sich, die Weser. Wenn es hier so schäumt, dann kriechen Sie auf allen Ecken, dann wissen Sie Bescheid! Das Wasser, das hat seinen eigenen Trend, da müssen Sie immer gegensteuern.“ Einmal mehr ließ die Emssaga Flößertraditionen aufleben. „So ein Floß könnte man auch auf der Oberweser für den Tourismus gebrauchen“, versicherte Erika Schweinberger, Vorsitzende des Heimat- und Verkehrsvereins Gieselwerder zum Abschied.

„Wir haben so einen schönen Fluss, da passiert aber nichts drauf.“ So beschreibt Franjo Eilinghoff die Gründerstimmung der Emssaga-Crew im Jahre 1982. Es gründete sich zunächst der Verein zur Förderung der historischen Emsschifffahrt. Die heimatliche Ems mit historischen Schiffen und Flussfahrzeugen attraktiver machen, so lautete das Ziel.

Ein Jahr später sorgte das historische Floß Emssaga I für Aufsehen. Erbaut wurde es von den mittlerweile zwölf Mitgliedern des Vereins. Es erinnerte an das Treiben der „Willy Wasmuths“ der Ems. In Zeiten der Werftblüte in Haren und Papenburg wurde das Holz für die Schiffe am Oberlauf der Ems bei Warendorf geschlagen und anschließend zu den Werften geflößt. Die Emssaga I war der Beweis: Aus einer Bierlaune ist eine Idee entstanden, die weit tragen konnte. Etwa mit der Emspünte, die als Emssaga II 1993 ihre Jungfernfahrt auf der Ems erlebte. Dieser Schiffstyp meistert mit seinem Plattboden die meisten Untiefen. Den Untiefen des Schulalltags am Emsland-Gymnasium war sie nach ihrer aktiven Zeit auf dem Schulhof nicht lange gewachsen gewesen.

Die Emssaga III ging als Wikingerschiff auf große Fahrt

Mochten 1998 noch so viele Friedensreiter an den historischen Friedensschluss von 1648 im Rathaus zu Münster erinnern, in Rheine kamen die Wikinger. Von 8. bis 11. Jahrhundert haben die Wikinger alle in die Nordsee mündenden Flüsse befahren. Mit der Emssaga III, dem aufwendigen und detailgetreuen Nachbau eines Wikingerschiffs, gelingt ein spektakulärer Nachbau. Über Flüsse und Kanäle stößt die Emssaga III bis nach Köln vor, um auf dem Rhein ein Rheiner Zeichen bei der Eröffnung der Ruderweltmeisterschaft 1998 zu setzen. Das kam besonders bei einem Kölner Schifffahrtsklub an, der anschließend das Schiff erworben hatte. Allerdings liegt das Schiff dort seit einigen Jahren auf dem Trockenen.

Schiffszimmermann Udo Ebbing verbindet die Stämme

Mit Emssaga IV entsteht 2004 ein Floß, das sich relativ einfach auseinanderbauen, einlagern, transportieren und wieder zusammenbauen lässt. Zehn schwere Fichtenstämme fahren mit dem Tieflader zumeist voraus. Mit Muskelkraft rollt die Crew sie dann ins Wasser. Stamm für Stamm werden sie durch dicke Metallklemmen, die so genannten Krampen, zusammengehalten. Zwei große Bug- und Heckruder sorgen dafür, dass das Floß gesteuert werden kann. „Und das ist sportlich schon recht anspruchsvoll“, gesteht Kapitän Dr. Carlo Osthues, der an Bord die Kommandos gibt. Auf der Fahrt durch das Weserbergland wurde die Crew von einem Lotsen begleitet. Angetrieben wird das Floß allein durch die Strömung. „Nur im Notfall schalten wir unseren Motor zu, damit wir nicht zur Gefahr für andere Schiffe werden“, erklärt Osthues. Da sich die Schifffahrer aus Rheine immer rechtzeitig anmelden, sind die Berufsschifffahrer in Kenntnis gesetzt, dass ihnen ein eingeschränkt steuerbares Wasserfahrzeug begegnen könnte. Und die Rheiner sind gern gesehene Botschafter der Schifffahrtstraditionen auf den Berufsschifffahrtswegen: „Die meisten Berufsschiffer grüßen uns sehr freundlich“, bestätigt Franjo Eilinghoff. Mit der Emssaga V will sich die Crew auf die Spuren der alten Römer begeben.

Tacitus

Gut möglich, dass schon zu Zeiten der Römer eine römische Galeere die Ems im heutigen Stadtgebiet von Rheine befuhr. Bei Rheine haben sich nach verschiedenen Historikerberichten in den Jahren 14/15 n. Chr. die Heeresgruppen des Germanicus auf ihrem Vormarsch getroffen; von hier aus hat der Unterfeldherr Caecinna sich mit seinen Legionen den Rückweg zum Rhein erkämpfen müssen, den ihm die Moore des Westmünsterlandes erschwerten. Germanicus selbst benutzte, laut dem Historiker und Autor S. Fischer-Fabian, den von seinem Vater Drusus angelegten Kanal vom Rhein zur Zuidersee, um seine Truppen über die Nordsee zur Emsmündung zu bringen. Auch der römische Chronist Tacitus schreibt vor rund 1900 Jahren Dinge, die darauf schließen lassen, dass die Ems zu seinen Lebzeiten in einem Bereich schiffbar gewesen, in dem sich heute Rheine befindet. Gut möglich, dass irgendwann auf der Ems der Ruf erschallt: „Emssaga ante portas!“ Dafür müssten allerdings einige Angehörige der „Nobilitas“ in die Toga greifen. Noble Sponsoren sind in jedem Fall nötig. Die Kosten für das Schiff werden auf rund 80 000 Euro geschätzt. Zusätzlich müsste ein Anleger gebaut werden. Dafür wären sie aber an einem Projekt beteiligt, das im Fluss der Zeit vor der Ewigkeit bestand hat.

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zuletzt geändert am 18.05.2011

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Quelle: www.emssaga.de > Pressespiegel (http://www.emssaga.de/pressespiegel/ 28.03.2024 18:31:10)